Neuro Yoga: Servus Parasympathicus!

Es war ein stressiger Arbeitstag, auf allen Vieren krieche ich in die Yogastunde. 75 Minuten später verlasse ich das Studio erholt und entspannt. Wie geht das? Neuronale und mentale Kommunikation sind für diese Regeneration verantwortlich.

Die Sichtweise des Yoga ist, dass die Welt nicht aus Problemen, sondern aus neutralen Situationen besteht. Ob diese auf uns problematisch wirken, liegt an unserem persönlichen Setup. In der Meditation als Bestandteil des Yoga, werden Wahrnehmungen ohne Wertung und Interpretation geübt. Diese Form der mentalen Kommunikation mit sich selbst ermöglicht das Entkoppeln von eigenen Reaktionsmustern wie Frust oder Ärger.

Die neuronale Kommunikation bezieht sich auf den Körper. „Ich habe gar nicht gewusst, dass ich da Muskeln habe.“, höre ich manchmal, wenn ein Muskelkater in Körperregionen auftaucht, die den Übenden bisher nicht erschlossen waren. Die korrekte Ausführung der Yoga-Haltungen fordert, eingefahrene Bewegungsmuster zu verlassen. Steifheit und Verspannung lösen sich nach und nach. Wer „schlafende“ Muskeln weckt, bekommt fast immer eine Reaktion. Ein gutes Zeichen, denn die Kommunikation mit dem eigenen Bewegungsapparat wird wieder hergestellt und sein Potenzial kann damit wieder wachsen.

Yoga und das Nervensystem

Ohne dass wir denken müssen, steuern Nervensysteme unsere Körperfunktionen wie Atmung, Blutdruck oder Herzfrequenz. Ständig finden sehr feine Regulationen in einem komplexen Zusammenspiel statt. Wenn wir viel Stress oder Ärger empfinden, ist dieses System aus dem Lot gekommen.

In nur einer Yogastunde kann es gelingen, sich wieder auszugleichen. Bewährt hat sich dabei der Ablauf mit einer Anfangsmeditation, einem Übungsteil in der Mitte und einer Schlussentspannung. Dabei kommunizieren wir über unser Nervensystem auf verschiedenen Ebenen mit Geist und mit Körper. Erfahrene Yogalehrer registrieren sehr schnell die Energie Einzelner wie auch der ganzen Gruppe. Dementsprechend gestalten sie dann die Stunde. Sie wissen, Meditation, die Wahl der Übungen und sogar jede Nuance einer Körperhaltung, einer Bewegung oder des Atems wirken unmittelbar mit dem Nervensystem zusammen. Die Choreographie einer gelungenen Stunde bringt deshalb nicht nur die bekannte Stärkung von Muskeln, Flexibilität und Koordinationsfähigkeit, sondern sorgt für eine neue Regulation zwischen Sympathicus und Parasympathicus.

Soweit meine persönlichen Erfahrungen. Prof. Dr. Andreas Michalsen, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin und Professor für klinische Naturheilkunde an der Charité, geht sogar noch weiter. Er spricht von einer „Mind-Body-Medizin“ und verweist auf die hervorragenden Eigenschaften des Yoga, die Wechselbeziehung zwischen Psyche, Immun- und Nervensystem positiv zu beeinflussen, vor allem auch bei chronischen Erkrankungen. In seinem Buch „Heilen mit der Kraft der Natur“ beschreibt er Studien, die die excellente Wirksamkeit von nur einer Yogastunde pro Woche belegen. Getestet wurde mit alleinerziehenden Frauen. Das Buch „Neuro Yoga“ von Anna Trökes und Bettina Knothe erklärt sehr verständlich, wie Yoga auf unser Nervensystem und Gehirn wirkt.

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